Athen – „the dreamer“

Die so genannte “Street”-Fotografie steckt immer in einem Dilemma: Ist der Blick aufs ‘Objekt’ voyeuristisch? Woraus bezieht er seine Legitimität? Wie viel “Gestaltung” und ästhetische Überformung oder wie viel vermeintliche Unmittelbarkeit verträgt das Abbild?

In den Straßen von Athen liegt ein Mann in einem Hauseingang, schlafend, mit dünnem Tuch bedeckt und umgeben von den fetischartigen Darstellungen eines städtischen Lebens, das ihn jedoch nicht berührt, jedoch einen stummen Dialog eröffnet im Auge des Betrachters. Die Szene begegnet mir kaum 100 Meter hinter der belebten „Einkaufsmeile“ mitten in Athen.

„Novemberrevolution und Räterepublik 1918/19 in Lindau“ / Karl Schweizer

Die Novemberrevolution ist 100 Jahr „alt“ – nicht aber ihre Ideen, so könnte man sagen.

Die Spuren der Revolution  in Lindau,In Lindenberg und Weiler usw. zeichnet Karl Schweizer in vielen Geschichten nach, sodass die Rolle von Arbeiterräten und Parteien wie der USPD, von mutigen Frauen, Arbeitern und Soldaten deutlich wird – aber auch das Verhängnis der Weltwirtschaftskrise, von Denunziantentum und einem „fanatischen Mittelmaß“, das die jungen Errungenschaften bald schon in Frage stellt.

Eine einzigartige, ausklappbare Karte und eine Panorama-Fotografie verweisen auf die Schauplätzer der Novemberrevolution und Räterepublik in Lindau.

Karl Schweizer:
„Novemberrevolution 1918 –
Räterepublik 1919 –
Sozialisten und Kommunisten in Lindau und Umgebung“
208 Seiten, 140 Fotos

  • im lokalen Buchhandel erhältlich

Lindau – „Spuren auf dem Eis“

Wenn die Elemente und die Menschen in ungewohnter oder zumindest seltener Kombination aufeinander treffen, wie hier beim zugefrorenen Seebereich der Reutiner Bucht am Bodensee, dann ist das – in diesem Fall – für beide Seiten ’spannend‘. Neue Einblicke und Blickrichtungen, ungewohnte Fortbewegungsformen, überraschende sinnliche Erfahrungen.

Die Eisdecke knirscht, die Menschen schreiben sich mit ihren Spuren in die Eisdecke ein. Ist der See (auch nur teilweise) zugefroren, lockt es alle aufs Eis: Mensch und Tier, Alt und Jung, mit Fahrrad, Schlitten und Schlittschuhen oder auch nur „zu Fuß“, Familien, die die ungewohnte Erfahrung und neue Blicke aufs Ufer, aber auch Eilige, die die Abkürzung suchen.

„Sagenhaftes Lindau“ / Karl Schweizer

In dieser 2., erweiterten Auflage – die natürlich auch neue, wunderbare Aquarelle von Uli Kaiser enthält! – begegnen wir der Aurelia auf der Römerschanze, hören von den Hexensteinen von Lindau, der Herrin von Degelstein, besuchen das Bollermännchen in Motzach und das Erenmännle von Bösenreutin, begegnen den 7 Schwaben und den Nixen von der Gerberschanze, hören vom Ausbruch aus Lindaus Gefängnis, von der ehemaligen Giovanolimühle und der Villa Engel. Achtzehn Legenden, Sagen und Erzählungen aus Lindau und seiner Umgebung werden neu erzählt. Dazu gibt es ganzseitige Bilder, gemalt von Uli Kaiser, alte und aktuelle Fotos von den geheimnisvollen Orten, Informationen über die historischen Hintergründe und ein Nachwort zur sozialen Funktion von Sagen. … und beschlossen wird das Buch von einer grossartigen, farbigen, ausklappbaren Stadtansicht Lindaus aus dem Jahr 1550! Das prachtvolle Buch gibt’s im örtlichen Buchhandel.

Karl Schweizer
Sagenhaftes Lindau
Neu erzählt von Karl Schweizer mit Bildern von Uli Kaiser
153 Seiten, 1 Ausklapptafel mit Karte

  • im lokalen Buchhandel erhältlich

Der Krieg, Bazien und eine Gedenktafel

Nach einigen langen Jahren steten Bemühens seitens der Bunten Liste und der Stadt Lindau ist es geschafft: Die Gedenktafel an der Bazienstraße wurde in Anwesenheit einer Delegation aus Bazien eingeweiht.

Nach einem Besuch von Estro Strohschänk (†2011) in dem kleinen Ort Bazien im November 2009, dessen damalige Nachforschungen (ergänzt um Quellenforschungen von Karl Schweizer) zu den Ereignissen rund um einen verheerenden Angriff des Lindauer Soldaten-Regiments der “Zwanziger” auf Bazien im 1. Weltkrieg Grundlage des Antrags der Bunten Liste waren, eine Gedenktafel zu errichten, hat die Stadtverwaltung Lindaus eine 2-sprachige Gedenktafel errichtet und den Bürgermeister und weitere Mitglieder des Gemeinderats von Bazien zur Einweihung eingeladen. Der Bürgermeister hat in seiner Rede das Wirken von Estro Strohschänk nochmals explizit gewürdigt und zeigte sich dessen pazifistischem Bemühen tief verbunden.

Mit den Gästen aus Bazien haben wir – neben den denkwürdigen Momenten, die dem gemeinsamen Erinnern an vergangene Kriegsereignisse und dem Bekenntnis zum dauerhaften Frieden gewidmet waren – am Samstag trotz heftigen Regens Lindau erkundet. Hr. Dorfmüller und Hr. Stauder, die eine Stadtführung durchführten, und Mitglieder der Bunten Liste durften mit den freundlichen, aufgeschlossenen Gästen wahrlich völkerverbindende Stunden erleben. Unterstützt von Mitgliedern des Lindauer cercle français konnten wir so auch ein paar sprachliche Hürden mit Bravour meistern.

Einer der Höhepunkte war sicherlich auch der Besuch der abendlichen Konzertlesung zum 1. Weltkrieg in den friedensräumen (von Jürgen Widmer, Sabine Lorenz und dem Quartett “Streich-Z-art” überzeugend dargebracht), die auch Texte zu Bazien zu Gehör brachte – und unsere Gäste beeindruckt und bewegt hat.

Und – bei aller Ernsthaftigkeit des Anlasses – abends gab es auch genügend Gelegenheit, in fröhlicher Runde allerlei Völkerverbindendes auszutauschen. Einem baldigen Gegenbesuch in Bazien steht so nichts entgegen!

Lindau – „Last chance to see“

Städte, die lebens- und liebenswerte Bestände an Grundstücken, Gebäuden und Ensemble „platt machen“, das gibt es zuhauf. Auch Lindau gehört dazu. Nur fotografisch kann man das noch „retten“.
Das sog. „Kutscherhaus“ wurde „platt gemacht“, eine Schneise der Verwüstung deutet die irre Betonwanne schon an, die wir jetzt mit Blech gefüllt den Stau Richtung Insel birgt. „Rechtzeitig“, bevor eine die Sperrzeit für Baumfällungen und bevor evtl. wieder Fledermäuse im Kutscherhaus siedeln, wurden hier also „Fakten“ geschaffen. Und zwar um eines Verkehrsprojektes willen, dass an Monstrosität, Hässlichkeit und Disfunktionalität in diesem Gebiet und dieser Kleinstadt kaum zu überbieten ist.

Der Denkmalschutz wurde ausgehebelt, der Ensembleschutz für Lindau als Gartenstadt scheint den Verantwortlichen in diesem Fall ein leicht zu opferndes Gut gewesen zu sein. Erstaunlich auch, dass anscheinend wohl noch nicht mal Anstrengungen von Seiten der Stadt unternommen wurden, einige interessante Denkmal-Teile zu erhalten und zu bewahren. So killt Lindau ein „halbes“ Stadtviertel – und will sich doch bei der Landesgartenschau 2022 als „Gartenstadt“ zeigen.

Die Geschichte auch einer Kleinstadt erscheint so als teil-korrumpiertes Schlachtfeld der Begehrlichkeiten und Bedürfnisse, ein Gerangel um ökologische, soziale und wirtschaftliche Nischen ist beobachtbar. Das abzubilden, ist immer ein doppelter Prozess: Einer des jeden Tag nötigen Abschiednehmens (vom gestrigen Tag) und einer des erwartungsvollen Blicks nach vorne – im Foto aber hält beides inne, in einer Art merkwürdigen „nunc stans“, das sich sofort verflüchtigt, kaum schnappt der Auslöser zurück – schon ist das Foto nur noch „Geschichte“.

„Verfolgung, Flucht und Widerstand im Landkreis Lindau 1933-1945“ / Karl Schweizer

Der Lindauer Lokalhistoriker Karl Schweizer hat ein weiteres Thema aus der Geschichte des Landkreises Lindau in einer Zusammenstellung höchst persönlicher (Lebens-)Geschichten von Betroffenen mit umfangreichem Bildmaterial bearbeitet und in Buchform gebracht. Plakate_v1.pdf 2016-08-12 22-11-01

Dieses Buch im Auftrag des Landratsamts des Landkreises Lindau für den Autor Karl Schweizer zu erstellen, war für mich sicher die herausragendste Aufgabe in diesem Jahr – erreicht das Buch doch auf Initiative des Landratsamts alle Schulabgänger dieses Jahrgangs, und stellt damit einen wichtigen Beitrag zur Vergegenwärtigung von Geschichte, zumal von Verfolgung, Flucht und Widerstand, dar.

Dies dürfte heutzutage, da rassistische und nationalistische Ideologien angesichts der weltweiten Flüchtlingsbewegungen versuchen wieder „salonfähig“ zu werden, eine eminente Bedeutung haben.

Das Buch folgt den Geschichten der Menschen dieser Zeit und bietet mit einer Karte des Landkreises als Ausfalttafel, auf der die Orte des Geschehens den Texten zugeordnet sind, eine hervorragende Möglichkeite, Geschichte „erfahrbar“ oder „erwanderbar“ zu machen.

Karl Schweizer
Verfolgung, Flucht und Widerstand im Landkreis Lindau
1933-1945
132 Seiten, 1 Ausklapptafel mit Karte

  • im lokalen Buchhandel erhältlich

Der „Hoybote“ – Publizistisches Sprachrohr der Bunten Liste in Lindau

Publizistisch wirksam zu sein – und das erfolgreich! Hoybote-2015-Mai-WEB.pdf 2016-08-12 21-52-37… das ist sicherlich das „Geheimrezept“ für die Arbeit in der Kommunalpolitik.

Seit vielen Jahren steht die „Bunte Liste“ für eine moderne, nachhaltige und kritische kommunale Politik, die auch unbequeme Themen nicht scheut und die Bürger regelmäßig mit dem „Hoyboten“ – benannt nach der kleinen Insel Hoy, die östlich von Lindau im Bodensee liegt – mit 12.000er Auflage dort erreicht, wo diese sich informieren: Zuhause!

Den „Hoyboten“ zu gestalten und redaktionell zu betreuen ist eine herausragende Aufgabe – angesichts der sonst eher „dünnen“ Presselandschaft Lindaus, die (aber nur scheinbar „dominant“, da sie eine recht niedrige Auflage hat) von der „Lindauer Zeitung“ geprägt ist.

Mehr Informationen und alle „Hoyboten“ als PDF-Datei gibt es hier:

www.bunteliste.de

„Lindau und der I. Weltkrieg“ / Karl Schweizer

CharlySchweizer-Broschur-Lindau-Weltkrieg-TitelseiteEs ging nicht gut aus – für alle Beteiligten seinerzeit und auch für die, die unbeteiligt bleiben wollten. Und ein später, sehr später, aber hoffentlich doch nicht zu später Nachhall jenes „Weltkrieges“, in das eine tückische Allianz aus industrieller Gier und politisch-militärischer „Reichsideologie“ des 19. Jahrhunderts Europa und die Welt zog, war in Lindau die Errichtung eines Gedenksteins in der schmalen „Bazienstraße“ für jene Menschen, die dem Lindauer 20. Infanterieregiment am 25. 8. 1914 bei einem mörderischen Angriff und Massaker zum Opfer fielen.

Den Verlauf und die Auswirkung des Krieges im Hinblick auf die Verwicklung des Bodenseestädtchens Lindau darin nachzuzeichnen, hat sich der Lindauer Historiker, Antimilitarist und Pazifist Karl Schweizer zur Aufgabe gemacht – und alles mit hohem Gespür für die gelungene Vermittlung von Text und erstaunlichem Bildmaterial ins Werk gesetzt.

Die „Lindauer Hefte“ setzen mit der 2. Ausgabe die Reihe, begonnen mit „Jakobiner am Bodensee“ fort und setzen damit in der historisch-politischen Thematik einen Kontrapunkt. Im Zusammenhang wird so deutlich, wie so gegensätzliche historische Ereignishorizonte bis ins Innerste eines Gemeinwesens hineinwirken und schließlich immer in den Geschichten von Einzelnen, die zu entkommen, zu überleben suchen, münden und ihren einer modernen Geschichtsschreibung angemessenen Spiegel darstellen.

Karl Schweizer
Lindau und der I. Weltkrieg.
1914 – 1918.
Ein Überblick
100 Seiten.

Bregenz – KUB / „Märzoschnee und Wieborweh sand am Moargo niana me“

Im KUB zu Bregenz: Rosemarie Trockel: „Märzoschnee und Wieborweh sand am Moargo niena me“. Ausstellungsfotografie klingt trocken, inszeniert .. ist aber eine spannende „Reise des Auges“, die den ausgestellten, inszenierten Objekten im Foto eine weitere Ebene der Wahrnehmung und Beziehung hinzufügt: Sie fängt das ein, was zwischen Betrachter und Objekt stattfindet, stellt einen Zusammenhang her – auch zum Museumsraum, zu anderen, gerade auch den „nicht-künstlerischen“ Gegenständen und Strukturen dort.

2015-01-25-DSC09703_edit-ucp-webDie Ausstellung von Trockel mit ihren unbenutzbaren Sitzmöbeln, den akkuraten Strickarbeiten und merkwürdig „bloßen“ plastischen Organinstallationen erschließt sich nicht sofort .. aber allein die Frauenfigur im Obergeschoss, die auf die Eigenheiten des Vorarlberger/Wäldler-Lebens sich bezieht – und zugleich mit der schusssicheren Weste diese „Urtümlichkeiten“ so ironisch wie irritierend „dekonstruiert“ und kommentiert, beginnt – hat man sie erst einige Mal umkreist – einen Sog der wechselseitigen Kontextualisierungen mit den umgebenden Ausstellungsstücken zu entwickeln, der sowohl spontan-subjektiv als auch kühl kalkuliert wirkt. //